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Wie verteidigen sich Honigbienen gegen Hornissen?

Eintrag vom 27.08.2024

Angriff der neuen invasiven asiatischen Hornisse

(c) by Karine Monceau

Im Herbst, wenn das Obst reift, begegnen wir vermehrt den heimischen Hornissen. 

Diese für den Naturhaushalt sehr wichtigen Insekten stehen unter Naturschutz unauch ihre Nester dürfen nicht zerstört  werden. Für uns Menschen werden sie nur gefährlich, wenn wir ihren Nestern sehr nahe kommen. Unsere Honigbienen zählen jedoch zu ihren Beutetieren, denn sie liefern ihnen wertvolle Proteine (Bienen und Larven) und Kohlenhydrate (Nektar und Honig). Zudem sind die Bienen in großer Zahl vorhanden und relativ leicht zu fangen, besonders wenn sie in vollster Konzentration den Nektar aus den Blüten saugen. Sie packen die Bienen aber auch im Flug, trennen ihren Kopf ab und transportieren nur das proteinreiche Brustteil in ihr Nest. Die Hornissen befliegen auch die Fluglöcher der Honigbienen, jedoch nie in größerer Zahl. Eine einzelne Hornisse jagt am Tag ca. 15 Honigbienen, der BIEN mit einer durchschnittlichen Anzahl von 25-35 000 Individuen kann diesen Verlust leicht verkraften. 

Anders sieht es mit einer neuen invasiven Hornissenart aus. Die asiatische Hornisse Vespa Velutina wurde 2004 zum ersten Mal in Frankreich gesichtet und hat sich seitdem in vielen Ländern Europas angesiedelt. In ihren Heimatländern ist sie ein Hauptfeind der dortigen Honigbienen, durch ihre Angriffe kommt es zu Völkerverlusten von bis zu einem Drittel.

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/blog/Blog 2024/Nest V-velutina.jpegDie Kolonien der Vespa Valuta sind mindestens dreimal so groß wie die der heimischen Hornissen. Als Räuber sind um ein Vielfaches aggressiver und überfallen die Bienenstöcke zu Hunderten. Honigbienen stehen bevorzugt auf ihrem Speiseplan, sie machen bis zu 80% ihrer Beute aus. Die Hornissen werden dadurch zu einer nicht nur potenziellen Bedrohung für die heimische Apis Mellifera. Wird diese in der Lage sein, sich gegen die neuen Räuber erfolgreich zu verteidigen?

Aus vielen Beobachtungen und Studien wissen wir, dass Honigbienen weltweit koordinierte und massive Verteidigungsmechanismen entwickelt haben, um sich gegen Angriffe von Hornissen (aber auch Wespen) zu schützen. 

Eine Taktik namens „Thermoballing“ besteht darin, einen Ball zu bilden, der den Angreifer völlig einschließt und ihn durch Hitze tötet. Bei Wespen zeigt sich dieses Balling-Verhalten erfolgreich, bei den Hornissen reicht die Hitze nicht aus. Daher wenden die Bienen eine weitere Taktik an, die als „Asphyxia-balling“ bezeichnet wird. Dabei wird die Bewegung der Hinterleibssegmente der gefangenen Hornisse wirksam blockiert. Das schränkt die Funktion ihres Atmungssystems ein und zusammen mit dem Anstieg der Temperatur und der CO2-Konzentration in der Hämolymphe (das Blut) des Insekts zu seinem Tod.

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/blog/Blog 2024/Thermo-Balling_Copyright BSG.jpeg

Honigbienenvölker haben auch Verteidigungsstrategien, die keinen physischen Kontakt mit ihren Feinden erfordern. Zum Beispiel ballen sich die Bienen auf dem Flugbrett zusammen (was auch als „Bienenteppich-Verhalten“ bezeichnet wird), oder sie synchronisieren die Bewegungen ihrer Hinterleiber und erschaffen schimmernde„Verteidigungswellen“, die verwirren und abschrecken sollen.  

Versucht eine Hornisse einzudringen, senden sie einen Alarmton, der als Zischen oder Pfeifen zu hören ist. 

In einer experimentellen Studie wurde untersucht, ob unsere heimischen Honigbienen eine oder mehrere dieser Taktiken gegen den neuen Räuber V. Velutina entwickeln. 

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/blog/Blog 2024/V.veluta zerlegt Honigbiene_Copyright Lothar Lenz Kopie.jpegBeobachtungen zeigten, dass die räuberische Hornisse in der Nähe der Fluglöcher verweilt,  bis sie eine Sammlerin abfangen kann, die in den Bienenstock zurückkehrt oder ihn verlässt. Im Gegensatz zu Wespen versucht   V. velutina erst dann auf dem Flugbrett zu landen und in den Bienenstock einzudringen, wenn das Volk zu schwach ist, um zu reagieren.

Die Honigbienen haben spontan eine ihnen vertraute Strategie gewählt, die sich jedoch bei V. velutina weit weniger wirksam zeigt. Sie reduzierten alle Außen- und Innenaktivitäten und bildeten einen Bienenteppich vor dem Eingang.

Wenn V. velutina sich Schwärmen von Wächterbienen nähert, scheinen die Bienen jedoch nicht in der Lage zu sein, die Hornisse zu ergreifen und festzuhalten. 

Nur in drei Fällen wurde beobachtet, dass die Honigbienen den Schwarm verließen, um die angreifende Hornisse zu fangen.  Während aller mehrtägigen Beobachtungen von mehreren Bienenstöcken und unter unterschiedlichsten Umweltbedingungen konnte kein Thermo-Balling festgestellt werden (obwohl A. mellifera eine Höchsttemperatur erzeugt, die ausreichen würde, um die Hornisse zu töten).

Fliegen sich die Hornissen regelrecht auf die Bienenstände ein, reduziert der BIEN seine Flugtätigkeit zu sehr und es kann zu Engpässen in der Versorgung vor allem der Brut kommen und damit zur Schwächung und im Extremfall zum Tod des Volkes.

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/blog/Blog 2024/V.velutina vor Flugloch_Copyright Haxaire (1).jpeg

Die Imker sind stolz auf die Sanftmütigkeit und ruhige Lebensweise unserer heimischen Bienen. Die Züchtung und Selektion auf weniger aggressive Bienen bringt jedoch den großen Nachteil, dass viele Verteidigungsstrategien nicht oder nur langsam entwickelt werden. 

 

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