Bienen-Blog

Aktuelles
über Bienen

Eine Bienenwiege in Russland

Eintrag vom 20.06.2016

Nachdem ich schon längere Zeit immer wieder über das Bienensterben gehört und gelesen hatte, war ich sehr erfreut, dass ich von einer guten Bekannten zu einem Bienenseminar für artgerechte Bienenhaltung eingeladen wurde.

Das Seminar hielt Anton Erlacher vom gemeinnützigen Verein Bienenschutzgarten. Die liebevolle Art in der Anton uns Teilnehmern Einblick in das Leben und Wesen der Bienen gab, berührte mich in hohem Maß und mir wurde klar, dass ich den Bienen helfen wollte.

Ich buchte daher im Anschluss auch einen Bienenwiege Baukurs. Es war schön, mit Gleichgesinnten eine eigene Bienenwiege zusammen zu bauen. Nach diesem lehrreichen Tag fuhr ich zufrieden mit meiner Bienenwiege nach Hause. Es war Winter und ich konnte mich noch gut auf meine erste Saison mit Bienen vorbereiten.

Die Bienenwiege sollte im Frühjahr auf meinem Familienlandsitz in Russland Bienen eine artgerechte Behausung bieten.

Nachdem ich mit meiner Bienenwiege in Russland angekommen war, wurde ich skeptisch aber doch auch interessiert von meinem Nachbarn, einem russischen Imker der mit 200 Stöcken traditionell imkert gefragt, was ich mit diesem Ding vorhabe?

Die Wiege sei zu klein, zu umständlich zu bedienen,  es gäbe zu wenig Ertrag und vor allem der fehlende Boden sei schlimm.  Die Bienen würden den Winter ohne Boden garantiert nicht überstehen. Honigerzeugung funktioniere ganz anders!

Um dies zu beweisen,  schenkte er mir auch gleich einen seiner russischen Bienenstöcke......ich werde den Unterschied schon sehen!

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/blog/BLOG 2016/Russischer Stock.JPG

Also begann ich im Frühjahr 2014 mit der Bienenwiege und dem russischen Stock zu imkern. Den russischen Stock bekam ich schon mit einem Bienenvolk, in die Bienenwiege kam ein eingefangener Schwarm.

Bei meiner Bienenwiege habe ich mich im ersten Jahr fast nur auf die Beobachtung des Flugloches beschränkt und habe die Wiege auch nur 3 mal geöffnet. Die Bienen haben sich gut entwickelt und ich konnte beruhigt dem ersten Winter entgegensehen.

Es ist mir bei meiner Kontrolle aufgefallen, dass die Bienen ihre Waben nicht nur an die eingehängten Leisten gebaut hatten, drei Leisten waren schräg verbaut und miteinander verbunden. Einige Honigwaben rauszunehmen würde schwierig werden, was soll's, erst einmal den ersten Winter gut überstehen.

Kurz zu dem russischen Stock, der mir geschenkt wurde: bei einer Kontrolle Ende Juli war mein Nachbar der Meinung,  wir müssten unbedingt Honig entnehmen, der Stock sei schon voll und die Bienen bräuchten noch etwas zu tun. Wir entnahmen also ca. 15 Kilo Honig. Nach russischer Tradition entnahm ich nach dem Honigfest am 13. August weitere 15 kg Honig. Die Bienen hatten dennoch ausreichend Honig für die Überwinterung.

In diesem Winter sind von den 200 Stöcken, welche mein Nachbar betreute, leider mehr als die Hälfte nicht über den Winter gekommen, mein Volk im russischen Stock leider auch nicht. 

Nur die Bienen in der Bienenwiege haben (auch ohne Boden) gut überwintert!

Im Frühjahr 2015 hat sich mein Volk in der Bienenwiege prächtig entwickelt und hat auch bald geschwärmt. Ich konnte den Schwarm, welcher sich in angenehmer Höhe an einem Apfelbaum gesammelt hatte, ohne Probleme einfangen. Durch einen Anfängerfehler meinerseits war der Schwarm am nächsten Tag nicht mehr in dem russischen Stock. Meine braven Bienen aus der Bienenwiege schwärmten kurze Zeit später ein zweites Mal und diesmal gelang es mir,  den Schwarm einzufangen und erfolgreich im russischen Stock einzuquartieren. 

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/blog/BLOG 2016/Foto02.JPG

Ich habe hier in Russland noch altes Wissen über Bienenhaltung bekommen. Darin wird der hohle Baumstamm als optimale Bienenwohnung beschrieben. Es wird auch betont, dass für einen Bienenstock Holz von Eiche, Linde und Esche besser als Nadelholz ist.

Hier geht es nicht um möglichst großen Honigertrag sondern darum, Honig in bester Qualität für den Eigenbedarf zu erhalten.

Für 2016 hatte ich bereits eine alte hohle Esche gefällt, um aus deren Stamm so eine Bienenbehausung zu bauen. Ich freue mich über das heurige Bienenjahr und das Imkern mit meinen traditionellen russischen Stöcken (inzwischen habe ich noch einen zweiten geschenkt bekommen), der Bienenwiege und dem hohlen Eschenstamm.

 

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/blog/BLOG 2016/Foto 04.JPG

  tl_files/bienenschutzgarten/userdata/blog/BLOG 2016/Foto03.JPG

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/blog/BLOG 2016/Foto05.JPG  tl_files/bienenschutzgarten/userdata/blog/BLOG 2016/Foto06.JPG

Viel Freude und Erfolg wünsche ich auch allen die Bienen halten.

Liebe Grüße aus Russland 

Hans

Zurück

3 Kommentare zu diesem Artikel

Florian Gstir schrieb am 27.12.2016

Ganz Toll. Danke für den Bericht!

Hilliard Rennau schrieb am 20.02.2017

.. ein interessanter Erlebnisbericht!  Ich wünsche weiterhin viel Freude und Erfolg mit den Bienenvölkern :-)

Helga Baumann schrieb am 02.11.2017

Allo Hans, danke für den tollen Bericht. Ich wollte auch immer schon so etwas mit einer bienengerechten Betriebsweise ausprobieren. Scheint ja wunderbar zu funktionieren!Was ist denn da unten drinnen, wenn du keinen Boden hast? Erfrieren die Bienen dann nicht im Winter? Ist die Beute ganz offen von unten? Ich imkere erst seit vorigem Jahr, aber es macht mir sehr große Freude.Wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit denen Bienen. Herzliche Grüße aus Moosdorf von Helgabiene

Antwort von Redakteur

Liebe Helga, 

Hans lebt in Russland und daher möchten wir dir auf deine Frage antworten. 

Honigbienen heizen nicht ihre Umgebung mit. Im Winter sitzen sie ganz dicht gedrängt aufeinander in der so genannten Wintertraube und sorgen dafür, dass die Temperatur außen an der Traube nie unter C° sinkt. Darunter würden sie sich nicht mehr bewegen können und sterben. Die Wärme entsteht durch Muskelzittern. 

Herzliche Grüße und weiterhin viel Freude mit deinen Bienen!
- das Bienenschutzgarten Team